Auf der IRANCONMIN – ein Messebesuch in Teheran

Auf der IRANCONMIN – ein Messebesuch in Teheran

Ich bin schon auf dem Sprung, im Aufzug des Hotels, als ich mich im Spiegel nochmals betrachte: Ein Tuch auf dem Kopf, das noch genug Haaransatz zeigt, um auf das Alter schließen zu können, lange Ärmel, die die Knöchel an den Handgelenken bedecken, eine knöchellange Hose, ein Kleid, schicke Schuhe. Alles gut, also los zur Metro-Station. Schicke Schuhe klappern in Unterführungen, so auch meine. Aber wo war das Klappern der anderen? Weit und breit nur mein Klappern. Ich blicke auf die Schuhe um mich herum – alle Frauen tragen bequeme, flache, geschlossene Schuhe, deswegen kein Klappern. Ich werde unsicher. Sind meine Schuhe, die den Rist des Fußes zeigen und einen dezenten Absatz haben, hier nicht angemessen? Meine Blicke bleiben auf den Füßen der Frauen haften, die zum Gleis unterwegs sind.

Die Metro ist gerade eingefahren, morgens um kurz nach 8 Uhr. Nur wenige steigen an der zentralen Haltestelle Imam Khomeini aus, in den Waggons drängen sich alle dicht an dicht – sowohl in den gemischten als auch in den reinen Frauenwaggons am vorderen und hinteren Ende des Zuges. Am hinteren Ende des Zuges bleiben an allen Türen Frauen am Bahnsteig zurück, weil sie nicht mehr in die volle Metro passen. Wir warten 5 Minuten auf die nächste Metro. Auch sie ist bereits voll, nur wenige kämpfen sich nach draußen, nur wenige schaffen es einzusteigen. Ich warte noch eine weitere Metro ab, entscheide mich dann, doch lieber ein Taxi zu nehmen. Auf der Straße vor dem Hotel stehen Taxis. Ich werde gefragt: Taxi? Taxi? Ja. Ein Englisch sprechender Mann kommt hinzu und fragt nach dem Ziel. Zum Messegelände, Teheran International Exhibition Center, bitte. Oder Teheran International Fair Ground. Wir vereinbaren den Preis. Der Englisch Sprechende ist der Taxifahrer selbst. Umso besser. Dann fahren wir los. Bis zum ersten größeren Kreisverkehr, dort läuft es zähfließend, wie vor den meisten Kreuzungen, teils auch auf der Stadtautobahn. Nach einigen Staus sind wir eine Stunde später am Messegelände. An den folgenden Tagen geht es schneller, dann brauchen wir meist nur 30 Minuten.

Auf dem Messegelände richten sich meine Blicke wieder auf die Schuhe der Frauen. Auf dem Parkplatz sehe ich die ersten Absatzschuhe, sie bleiben aber rar. Im Laufe des Tages frage ich unsere einheimische Hostess am German Pavilion, unter Frauen, ob meine Schuhe irgendwelche Vorgaben oder auch Gepflogenheiten verletzten. Sie schaut mich verwundert an. „Aber nein, im Sommer tragen wir auch solche Schuhe. Aber es ist kalt draußen.“

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