EXPO 2017: Deutscher Pavillon in Astana mit Bestnoten

Interview mit Dietmar Schmitz, EXPO-Kommissar des Deutschen Pavillons

Drei aufregende Monate voller innovativer Zukunftsvisionen in aufwendig gestalteten Länderpavillons haben am 10. September ein Ende gefunden – die EXPO 2017 in Astana ist nun vorbei. Nach Mailand, Yeosu, Shanghai, Saragossa und Aichi erhielt der Deutsche Pavillon in Astana zum sechsten Mal in Folge den Gold Award. Ein guter Grund, den Mann vorzustellen, der als EXPO-Kommissar für die Deutschen Pavillons verantwortlich ist: Dietmar Schmitz, Leiter des Referats für Messepolitik und EXPO-Beteiligungen im Bundeswirtschaftsministerium.

Wie bewerten Sie die EXPO Astana im Vergleich zur letzten kleinen EXPO in Yeosu 2012?

Schmitz: Beide Weltausstellungen fanden in Asien statt und haben ihre wichtigste Aufgabe mit Bravour erfüllt. Sie haben die internationale Gemeinschaft zusammengeführt, um sich mit einem zentralen Zukunftsthema zu beschäftigen. Es gibt aber natürlich auch zahlreiche Unterschiede, die allein schon daraus resultieren, dass jeder Gastgeber seinen eigenen Ansatz verfolgt und dabei auch immer die jeweiligen nationalen Begebenheiten zu berücksichtigen sind. Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass zwischen den beiden EXPOs fünf Jahre liegen, in denen sich die Welt erheblich verändert hat. Darum denke ich, man sollte jede EXPO in erster Linie für sich betrachten und nicht allzu sehr mit den vorherigen vergleichen.

Hat Deutschland mit seinem EXPO-Konzept richtiggelegen? Wie war die Akzeptanz?

Der Deutsche Pavillon mit dem Motto „Seavolution“ in Yeosu 2012 - Foto: AUMASchmitz: Der Deutsche Pavillon ist bei den Besuchern hervorragend angekommen und hat in einer Besucherbefragung Bestnoten erhalten. Das zeigt uns, dass wir mit unserem Ansatz, die technisch zum Teil recht anspruchsvollen Themen in einer attraktiven Mischung aus Unterhaltung und Information zu präsentieren, genau richtig lagen. Besonders freuen wir uns darüber, dass dies auch von der Fachwelt honoriert wurde. So hat der Deutsche Pavillon mehrere Preise unter anderem für die beste inhaltliche Umsetzung des EXPO-Themas erhalten.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Formats „kleine“ Weltausstellung. Immerhin hat erstmals der Bundespräsident eine solche Veranstaltung besucht.

Schmitz: Gerade die letzten so genannten „kleinen“ EXPOs haben eindrucksvoll unterstrichen, dass sie ihre Berechtigung haben und einen wertvollen Beitrag zu einem friedlichen und sicheren Miteinander der Menschen leisten können. Der Besuch des Bundespräsidenten in Astana war natürlich eine große Ehre. Er hat eindrucksvoll den hohen Stellenwert unterstrichen, den Weltausstellungen in Deutschland genießen, und zwar die „großen“ genauso wie die „kleinen“.

Zur Energiewende made in Germany: Kann die deutsche Präsentation Impulse für den künftigen energetischen Alltag in Deutschland geben?

Schmitz: Das Konzept der Ausstellung und die Exponate waren auf die Besucher der EXPO zugeschnitten, die erwartungsgemäß vor allem aus Kasachstan kamen. Doch die gezeigten Technologien können überall auf der Welt zum Einsatz kommen und die Inhalte sprechen natürlich ebenso die deutsche Bevölkerung an. Darum ist auch geplant, Teile der Ausstellung nach der EXPO in Deutschland zu zeigen.

Fotos: Die Deutschen Pavillons im Laufe der Jahre: 2015 in Mailand, 2012 in Yeosu, 2010 in Shanghai und 2008 in Saragossa. (zum Vergrößern der Bilder bitte auf die Fotos klicken)

Welche Imagewirkungen für Deutschland gehen von einer EXPO wie der in Astana aus?

EXPO2017: Deutscher Pavillon – Eingang - Foto: © SchriefersSchmitz: Deutschland zählt zu den führenden Wirtschaftsnationen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an eine deutsche EXPO-Beteiligung und es ist natürlich unser Anspruch, diese auch zu erfüllen. Das ist uns in Astana einmal mehr sehr gut gelungen, wie die rundum positiven Reaktionen der Besucher und der zahlreichen internationalen Delegationen eindrucksvoll belegen. Wir konnten zu dem EXPO-Thema „Energie der Zukunft“ zukunftsfähige Lösungen anbieten und Deutschland als verlässlichen und kompetenten Partner in der internationalen Zusammenarbeit präsentieren. Gleichzeitig haben wir auch die schönen Seiten und Sehenswürdigkeiten unseres Landes gezeigt, verbunden mit der klaren Botschaft: Deutschland ist eine Reise wert. Eine Weltausstellung bietet also immer mehrere Möglichkeiten, positiv auf das Deutschland-Bild in der Welt einzuwirken. Sie dient einerseits als Bühne, um die Leistungsstärke und Innovationskraft deutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen vorzuführen. Zum anderen ist sie eine ausgezeichnete Plattform, um Werbung für Deutschland als attraktives und gastfreundliches Reiseland zu machen.

Die EXPO Astana ist bereits die 5. Weltausstellung in Ihrer Verantwortung als Generalkommissar bzw. als Expo-Kommissar. Wenn Sie zurückblicken, was waren für Sie Highlights über Astana hinaus?

Die mit über 400.000 LEDs besetzte interaktive und sprachgesteuerte Kugel im Deutschen Pavillon auf der EXPO 2010 in Shanghai - Foto: Deutscher PavillonSchmitz: Jede Weltausstellung hatte ihren eigenen Charme und ihre besonderen Momente. Allein schon von den Dimensionen her stach die EXPO 2010 in Shanghai heraus, sowohl was die Größe des Geländes betraf als auch die Besucherzahl. Die EXPO 2015 in Mailand hingegen bot aufgrund der Nähe zu Deutschland sehr vielen offiziellen Delegationen aus Politik und Wirtschaft die Möglichkeit, nach der EXPO 2000 Hannover wieder einmal eine „große“ EXPO zu besuchen. Dies wurde auch intensiv genutzt. Dabei hat das positive Feedback gezeigt, dass EXPOs als Plattform für den Austausch von Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie und Kultur sowie Völkerverständigung auch in der Zukunft Anerkennung finden und damit eine wichtige Rolle spielen werden. Zu meinen persönlichen Höhepunkten gehören natürlich die Besuche der deutschen Staats- und Regierungschefs: Bundespräsident Horst Köhler 2010 in Shanghai, Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 in Mailand und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier jetzt in Astana.

Fotos: Delegationen und Staatsbesuche in den Deutschen Pavillons in Astana 2017, Mailand 2015, Yeosu 2012 und Shanghai 2010. (zum Vergrößern der Bilder bitte auf die Fotos klicken)

 

Über Dietmar Schmitz:

Der 64-jährige Diplom-Volkswirt war bereits früh in der Messewirtschaft tätig. Eine seiner ersten beruflichen Stationen war der AUMA, wo er als Messereferent tätig war. 1990 wechselte er in das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Nach Tätigkeit beim Koordinator für Luft- und Raumfahrt sowie bei der deutschen EU-Vertretung in Brüssel trat Schmitz 1992 in das damalige Auslandsmessereferat ein, wo er als stellvertretender Referatsleiter an vielen Entscheidungen zur Messepolitik und dem Engagement Deutschlands im Bureau International des Expositions beteiligt war. Seit 2006 ist er Leiter des Referats für Messepolitik und EXPO-Beteiligungen im BMWi. Er war vor Astana an folgenden Weltausstellungen maßgeblich involviert: Saragossa (2008), Shanghai (2010), Yeosu (2012) und Mailand (2015).

 

Lesen Sie hier alle Beiträge zur EXPO 2017 Astana:

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