In einigen Medien-Berichten über die Messewirtschaft heißt es gelegentlich, dass die Messe als solche tot ist oder jedenfalls ziemlich am Ende, dass kaum jemand aus der digitalen Generation Lust hat, seine Zeit in unattraktiven Messehallen zu verbringen und dass Messen ohnehin den digitalen Medien weichen werden. Wiederbelebungsmaßnahmen seien akut nötig, so heißt es oft, allen voran Festivalisierung und Digitalisierung: Messen sollen einfach mehr Spaß machen. Politiker und andere Prominente sollen sich außerdem mehr um Messen kümmern, aber auch die Messehalle selbst soll optimiert werden, intuitiver begehbar sein, Themenschwerpunkte setzen und Ruhezonen anbieten. Reine Theorie? Wunschdenken? Nein – das alles gibt es schon, etwa in der Outdoor-Branche, die das Thema Messe seit längerem unkonventionell angeht.
Auf der diesjährigen Outdoor by ispo war dies gut zu sehen: Festivalisierung von Messen? Die Outdoor als Messe hat ebenso wie die Outdoor-Branche die Wende von der Produkt- zur Eventinszenierung schon vor längerer Zeit vollzogen. Man findet bei den Ausstellern vielfältige Mitmachangebote, darunter ein Quiz und Beutelkordeln bei ecco, Reparaturdienst auf dem deuter-Stand, gemeinsame Camps und Marken-gebrandete Reisen. Outdoor gilt als Lebensgefühl, die Branche ist 365 Tage (und Nächte) aktiv. Auf der Outdoor-Website werden eine Vielzahl von Touren und Camps angeboten, außerdem Gesundheitstipps, Outdoor-Geschichten und Wettbewerbe mit tollen Gewinnen, darunter ein Sommerbiwak am Hintertuxer Gletscher und OutDays Sunset Hike. 33 messebegleitende Events wurden vom Veranstalter angeboten.
Prominente und Politiker auf Messen? Tim Leatherman signierte Leatherman-Tools. Adam Ondra, einer der weltbesten Sportkletterer, diskutierte mit anderen Sportkollegen über Klettern bei den Olympischen Spielen in Tokio. Und Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, sprach auf dem Messestand des BMWI „Grüner Knopf“ über ethische und ökologische Aspekte in der Textilproduktion – mit Presserundgang und Interviews. Neue Formen der Hallenbelegung? Die Stände waren links und rechts eines zentralen, breiten Ganges platziert mit entsprechend guter Orientierung für die Besucher. Sonderausstellungen mit Sitzkissenbereichen boten Information in Kombination mit Ruhezonen, eine Chill Area mit Information Upload sozusagen. Und auch als das Unwetter am 1. Juli in München die Outdoor-Aktivitäten außerhalb der Halle unmöglich machte – Indoor hat Outdoor auch bestens funktioniert. Es zeigt sich: Manche andere Branche konnte hier viel lernen.