Interview mit Bettina Bochynek, Direktorin Deutscher Pavillon
Die EXPO Astana neigt sich dem Ende zu. Bevor jedoch die Exponate in Astana verstaut, die Koffer gepackt und die Hallen abgeschlossen werden, nutzen wir die Möglichkeit, dem Pavillon-Team über die Schulter zu schauen. Hier sprechen wir mit Frau Bochynek, Direktorin im Deutschen Pavillon, und Mitarbeiterin der Hamburg Messe und Congress GmbH.
Was war aus Ihrer Sicht in Astana überraschend einfach oder auch schwierig im Vergleich zu Ihren Erwartungen?
Bochynek: Wir waren bereits in der Vorbereitungszeit mehrere Male in Astana und der wirtschaftlichen Metropole Almaty und konnten so bereits erste Eindrücke vom Land und den Gegebenheiten sammeln. Positiv vermerkt haben wir dabei gleich zu Beginn die Herzlichkeit und große Hilfsbereitschaft der Menschen. Aufgefallen ist aber auch, dass manche Angelegenheiten erst auf den letzten Drücker und nach mehrmaligem Nachfragen erledigt wurden. Am Ende hat es dann jedoch meistens gut geklappt.
Im Vorfeld der EXPO bestand dann eine große Herausforderung darin, Exponate und andere Materialien für den Pavillon nach Astana zu bringen – genauer gesagt, zu unserem Pavillon auf dem EXPO-Gelände. Einiges, insbesondere die Exponate und die Ausstattung der „Energy Show“, haben wir direkt aus Deutschland transportieren lassen, anderes, zum Beispiel Mobiliar und Dekoration, wurden in Russland angemietet oder eingekauft. Die so genannte „Last Mile“ – also der kurze Weg vom Warenlager des EXPO-Geländes bis zu unserem Pavillon – hat sich dabei als besonders kritisch erwiesen. Der EXPO-Veranstalter hat uns und andere internationale Teilnehmer dabei mit komplizierten Regularien vor große Herausforderungen gestellt. Am Ende aber haben wir auch diese gemeistert und sind nun gespannt darauf, was wir beim Abbau und Abtransport zu bewältigen haben.
Wie viele Personen sind eigentlich im Pavillon im Einsatz? Was sind die Voraussetzungen, um auf einer EXPO zu arbeiten?
Bochynek: Im Deutschen Pavillon arbeiten inklusive der Direktion insgesamt 77 Personen. Bei der Suche nach geeignetem Personal spielten neben Kompetenz sowie einem seriösen und freundlichen Auftreten natürlich die Sprachkenntnisse eine zentrale Rolle. Darum haben wir dabei mit der Deutsch-Kasachischen Universität und dem Goethe-Institut in Almaty zusammengearbeitet und Ausschreibungen auch über die deutsche Botschaft in Astana und das deutsche Generalkonsulat in Almaty sowie über die deutsch-kasachische Gesellschaft in Berlin verteilt.
Unsere Hostessen und Hosts sind alle mindestens dreisprachig und beherrschen außer Deutsch und Englisch auch Russisch sowie zum Teil Kasachisch. Das hat sich als gute Maßnahme erwiesen, weil die meisten Besucher aus dem Gastgeberland sowie aus dem benachbarten Russland kommen.
Fotos: Klassisch elegant auf der Weltausstellung: Das Team des Deutschen Pavillons trägt Kleidung nach Entwürfen der Hamburger Modeakademie JAK. Diese hatte sich bei der bundesweiten Ausschreibung zur Gestaltung der Pavillonbekleidung durchgesetzt und den Modedesign-Wettbewerb in ihren Lehrplan integriert. 77 Personen arbeiten im Deutschen Pavillon. (zum Vergrößern der Bilder bitte auf die Fotos klicken)
Wie hat sich der Besuch im Deutschen Pavillon über die drei Monate entwickelt?
Bochynek: Der Deutsche Pavillon war zu unserer großen Freude von Anfang an einer der beliebtesten Länderpavillons. Bereits in den ersten Tagen haben sich lange Warteschlangen gebildet. Daran hat sich bis heute nichts geändert; die Schlangen sind sogar noch etwas länger geworden. Durch das positive Feedback, das wir erhalten, wird klar, dass es sich unter den Besuchern durchaus herumspricht, welche Pavillons besonders sehenswert sind. Insgesamt war das Besucheraufkommen der EXPO in den ersten Wochen noch nicht so hoch, hat sich aber im Laufe der Zeit kontinuierlich gesteigert – eine Entwicklung, die wir immer wieder bei Weltausstellungen beobachten können.
Fotos: Im Deutschen Pavillon haben junge Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit erneuerbaren Energien und ihren Potenzialen auseinanderzusetzen. Dazu laden die Rätselrallye der Deutsch-Kasachischen Universität und das mobile Strategiespiel „Urbane Ecken“ des Goethe-Instituts in Almaty ein. (zum Vergrößern der Bilder bitte auf die Fotos klicken)
Was waren für Sie die Highlights im Deutschen Pavillon?
Bochynek: Der absolute Höhepunkt war natürlich die Teilnahme des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender am deutschen Nationentag am 12. Juli, inklusive des gemeinsamen Pavillon-Besuchs mit dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew.
Die Besuche des spanischen Königs Felipe und des monegassischen Fürsten Albert zählen ebenfalls zu den besonderen Momenten. Daneben gab und gibt es aber auch zahlreiche Begegnungen mit weniger prominenten Menschen aus allen Teilen der Welt und aus ganz unterschiedlichen Bereichen, die ich nicht missen möchte.
Fotos: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht mit dem kasachischen Präsidenten am Deutschen Nationentag den Deutschen Pavillon; Abendempfang am Nationentag; Besuch des spanischen Königs Felipe und des monegassischen Fürsten Albert des Deutschen Pavillons (zum Vergrößern der Bilder bitte auf die Fotos klicken)
Nicht zuletzt sind wir hier auch Teil der internationalen EXPO-Familie geworden, haben viele Kontakte mit den anderen internationalen Teilnehmern geknüpft und sehen deshalb dem Ende der EXPO durchaus mit Wehmut entgegen.
Vielen Dank, Frau Bochynek, für das Gespräch.
Lesen Sie hier alle Beiträge zur EXPO 2017 Astana:
EXPO 2017: Inspiration und Spannung – so muss Weltausstellung
AUMA-Delegation reiste zum Deutschen Nationentag nach Astana
Selbstbewusstes Kasachstan – mit Masterplan in die Zukunft
Interview mit Dr. Thomas Schriefers über seine Eindrücke von der Weltausstellung 2017 in Astana
Future energy geht uns alle an
Weltausstellung 2017 und Deutscher Pavillon eröffnet
Mit „made in Germany“ die Erde schützen
Der Deutsche Pavillon auf der EXPO 2017 in Kasachstan
Die kleine Weltausstellung lenkt den Blick nach Zentralasien
In 88 Tagen beginnt die Expo in Astana
Kleine EXPO ganz groß! Weltausstellungen mit Nachhaltigkeitsanspruch, Teil 1
Geschichte der kleinen Expo: Von den Anfängen bis zu den Meeres-Expos in den 70ern
Kleine EXPO ganz groß! Weltausstellungen mit Nachhaltigkeitsanspruch, Teil 2
Geschichte der kleinen Expo: Umweltthemen seit den 80ern
EXPOSEEUM e.V. Hannover
EXPO Familie
Wieder geht eine für Deutschland erfolgreiche und schöne EXPO zu Ende.
Auch wir waren dabei und freuen uns über diese Bilder.
In unserer derzeitigen Ausstellung zeigen wir Fotos der Nationentage von Spanien und Monaco auf der EXPO 2000 mit Felipe und Albert, damals noch als Thronfolger. So vergeht die Zeit und alle treffen sich irgendwo und irgendwann wieder auf einer EXPO.
Und vielleicht auch mal im EXPOSEEUM in Hannover. Herzlich willkommen!