Foto: Katharina Wieland Müller, pixelio

Austern schlürfen auf der fish international in Bremen

Beim Betreten der Messehalle merke ich, irgendetwas ist anders als bei meinen sonstigen Messebesuchen, in der Regel Investitionsgütermessen. Hier riecht es nämlich lecker. Muss ja, schließlich bin ich auf der fish international in Bremen. Um mich herum sehe ich hochgewachsene Menschen, meist Männer, in dunkelblauen Sakkos mit rot-weiß-karierten Hemden, sportliche Bräune im Gesicht. Die Branche hier kennt sich, erfahre ich dann, es gibt jede Menge Familienunternehmen, hier zählt vor allem Tradition. Ich fühle mich blass, ich komme aus Berlin, habe keinen nennenswerten Familienstammbaum und eine Fahrt mit der Deutschen Bahn hinter mir. Ich gehe zunächst zum Gemeinschaftsstand für junge innovative Unternehmen, der sogenannte BMWi-Stand.

„Wir bieten Technologie für Aquakultur“, erklärt mir der erste Aussteller sein Messeangebot. Klingt gut, denke ich. Wasser mag ich, Kultur sowieso. Indes – es geht um Fischzucht. Mario Ratz, CEO der Ratz Aquakultur GmbH, ist schon lange im Geschäft. Angefangen hat er mit Anlagenbau für Aquarien. Eine der größten Seewasserfilter-Anlagen hat er mitgebaut, im Meereszentrum Fehmarn, mit einem Wasserinhalt von 6.200 Litern und einem Gewicht von 8,5 Tonnen. Die Firmenbroschüre zeigt dazu einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde von 1998. Ich lerne, dass seine Zielkunden vor allem Landwirte sind, die nebenher eine Fischzucht betreiben und mit dem anfallenden Biogas die Fischanlage auf konstanten 24 Grad halten. Alles andere lohne sich nicht, die Energiekosten wären zu hoch. Kreislauf, höre ich weiter, ist wichtig in dieser Branche, wie zum Beispiel bei Aquaponic, einer Methode, die Gemüseanbau mit Fischzucht verbindet und in Deutschland auf Vormarsch ist – etwa das Projekt Tomatenfisch.

In Halle 5 sehe ich mir an, wie ein Lachs millimeterweise filetiert wird. Nebenan steht ein Kollege von sustain seafood, einer Organisation für nachhaltigen Fischfang in Emmelsbüll, und öffnet frische Austern. Manch einer schlürft sie gleich aus. Ich will nicht schlürfen, sondern gehe weiter zum Seefischkochstudio aus Bremerhaven, wo ich einer Show zuschaue. Auf dem Menu steht Sushi, ein paar Freiwillige aus dem Publikum rollen Reis, die Co-Moderatorin ist Ines Lehmann vom Max-Rubner-Institut aus Hamburg. Von der Ernährungsexpertin erfährt man, dass Deutschland ein Jodmangelland ist, wir Deutschen also an Jod nicht gewöhnt sind und bei dem Verzehr von Algen im Sushi vorsichtig sein sollten. Auf meine Tagesration Jod bin ich wohl aber gekommen, als das fertige Sushi an das Publikum weitergereicht wurde. Die Informationen über Fischfette bekomme ich nicht mehr mit, weil noch zwei Termine in der Messeleitung auf mich warten. Vorsichtshalber werde ich auf die Currywurst heute Abend in Berlin verzichten. (Foto: Pixelio/Katharina Wieland Müller)

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