In der eher metallisch geprägten Welt der Automobilwirtschaft kommt die Farbe Grün eigentlich nicht vor. Das zeigt sich grundsätzlich auch auf der Messe automechanika in Frankfurt. Trotzdem gibt es diverse grüne Farbtupfer, allerdings weniger als Symbol der Nachhaltigkeit. Ein äußerlich grüner Straßenkreuzer in einer Sonderschau wirkt da besonders ungrün, aber wir können ihm zugutehalten, dass er Jahrzehnte alt ist. Und auf die Schlangenledersitze wollen wir auch nicht näher eingehen.
Thema: Messepraxis
1978: Der Messeplatz Deutschland wird „erfunden“
Angesichts des verschärften Wettbewerbs in der Wirtschaft generell, und auch in der internationalen Messewirtschaft, entstand Mitte der siebziger Jahre die Idee, die deutsche Messebranche als Ganzes stärker zu profilieren, auch über die bestehende Gemeinschaftswerbung für das deutsche Messeangebot hinaus. Ziel war es insbesondere, mehr Besucher für die Angebote der ausstellenden Wirtschaft zu interessieren. Der zusammen mit einer Agentur entwickelte Begriff Messeplatz Deutschland sollte symbolisieren, dass das Gesamtangebot der Veranstalter mehr ist als nur die Summe seiner Teile. Denn die Bundesrepublik bot bereits damals für nahezu alle Branchen renommierte Messen und außerdem – trotz allen Wettbewerbs – ein weitgehend überschneidungsfreies Angebot im Bereich der internationalen Messen.
AUMA 111: Wirtschaftswunder am Nil
Industrieausstellung warb 1957 in Nordafrika für die deutsche Wirtschaft
Auslandspräsentationen der deutschen Wirtschaft gibt es schon recht lange: Sie reichen bis in die Gründungszeit der Bundesrepublik zurück. Viele Länder hatten damals noch keine Fachmessen, daher organisierte Deutschland eigene Ausstellungen vor Ort, um neue Märkte zu öffnen. Die erste sogenannte Technogerma fand 1954 in Mexiko statt; es folgte eine weitere in Finnland im Jahre 1956 und schließlich eine in Ägypten im Jahre 1957. Diese erste Gemeinschaftspräsentation der Bundesrepublik in einem arabischen Land überhaupt fand trotz der damaligen Spannungen im Nahen Osten statt – parallel zum Suezkonflikt. Auch eröffnete im Herbst desselben Jahres, also nur wenige Monate später, die DDR ihrerseits eine Industrieausstellung in Kairo, die zwar viel kleiner war, aber ebenfalls für politische Aufregung sorgte.
AUMA 111: Systematischer Umweltschutz auf Messen? Seit 25 Jahren!
„Messen finden praktisch immer unter Zeitdruck statt, ob aus Sicht der Aussteller, Veranstalter oder Dienstleister; umweltorientiertes Handeln kommt dabei oft zu kurz.“ Ein Satz – vor zwölf Jahren geschrieben –, der fast zeitlos gültig ist. Aber die ersten Schritte, dem Schutz der Umwelt in der Messewirtschaft eine höhere Priorität zu geben, waren keineswegs Ergebnisse der Nachhaltigkeitsdebatten der letzten Jahre.
1967: Ist das nicht in München? Oder doch in Montreal?
Wer kennt nicht die Münchener Olympiadächer, die sich über zahlreiche Sportstätten und Freiflächen ziehen und ab 1972 zu einem Symbol moderner deutscher Architektur wurden? Weit weniger bekannt ist, dass diese Dachkonstruktion, eher eine Skulptur, 1967 einen verblüffend ähnlichen Vorläufer hatte, in Gestalt des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Montreal (siehe Foto links). Das war natürlich kein Zufall. Denn in beiden Fällen hieß der Architekt Frei Otto, einer der bedeutendsten Vertreter des biomorphen Bauens. Der Pavillon sorgte im fernen Kanada für beträchtliches Aufsehen, bei Besuchern, Medien und den anderen beteiligten Nationen und wurde zu einer der Attraktionen dieser Weltausstellung. Er symbolisierte eine Art „Swinging Germany“, etwas, was man bis dahin von Deutschland nicht gewöhnt war.
Aussteller aus maximaler Entfernung – heute: Chile
Zugegeben, von Neuseeland zu einem deutschen Messeplatz ist es noch etwas weiter, aber diese Region haben wir schon abgehandelt. Also Chile: gut 12.000 km entfernt – jenseits des Atlantik und vor allem jenseits der Anden. Trotzdem kamen im Jahr 2017 216 Aussteller nach Deutschland, 30% mehr als vor zehn Jahren. Das jährliche Messespektrum umfasst immerhin rund 20 Messen, aber es wird schnell klar: Essen und Trinken stehen klar im Vordergrund, vor allem Trinken, denn über 90 chilenische Aussteller gibt es auf der ProWein, gefolgt von der Anuga mit 50 Firmen (wohl auch Essbares) und der Fruit Logistica. Bei der Biofach könnte es um Bio-Wein gehen. Aber Beteiligungen an Ambiente und Gamescom und natürlich ITB zeigen, dass es noch andere Exportprodukte gibt.
Messe und Erlebnis als Forschungsgegenstand
Interview mit Prof. Ulrich Wünsch und Prof. Richard von Georgi, hdpk
Besucher wollen auf Messen nicht nur Informationen und persönliche Eindrücke zu Produkten und Firmen, sondern zunehmend auch Erlebnisse. Dieser Trend zeichnet sich vornehmlich auf Publikumsmessen ab, ist aber auch auf Fachbesuchermessen zu beobachten: Auch hier werden verstärkt Unterhaltung, Shows und Events angeboten. Welche Dosis Erlebnis braucht aber der Besucher, um seine Aufmerksamkeit auf einen Messestand, ein Produkt oder ein Unternehmen zu konzentrieren? Zu diesem Thema liegt jetzt eine Studie des Instituts für Publikumsforschung (IfP) der Hochschule der populären Künste (hdpk) in Berlin vor. Unterstützer der Studie „ERLEBNIS MESSE – Dimensionen des Erlebens, ihre Wahrnehmung und Hinweise zu ihrer Inszenierung“ sind der AUMA – Verband der Deutschen Messewirtschaft und die Messe Berlin. Drei Fragen an die Autoren Prof. Ulrich Wünsch und Prof. Richard von Georgi.
High-Tex from Germany auf der Techtextil North America und der Texprocess Americas
Insgesamt 66 Unternehmen präsentierten Ende Mai 2018 auf einem rund 1.300 m² großen Gemeinschaftsstand technische Textilien, Vliesstoffe, textilverarbeitende Maschinen, Smart Textiles und Projekte der Textilforschung im Georgia World Congress Center in Atlanta.
Die Branchenleistungsschau, welche durch das Bundeswirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem AUMA veranstaltet wurde, fand unter dem Motto „High-Tex from Germany“ statt. Neben dem ansprechenden Standkonzept und der sehr guten Organisation, lobten die teilnehmenden Unternehmen die Qualität der Besucher. Durch die Initiative des Gesamtverbandes textil+mode, dem VDMA Textile Care, Fabric, Leather Technologies und VDMA Textilmaschinen konnten die Aussteller über den eigenen Stand hinaus ihre Produkte durch Kurzpräsentationen und Unternehmensvideos auf einer zentralen „Plaza“ vorstellen. Durchgeführt wurde die Beteiligung von der Messe Frankfurt.
Fußball WM – noch viel Potenzial für Automatisierung
Es ist erstaunlich, was sich die Industrie im Moment einfallen lässt, um Innovationen mit Fußball-Bezug zu präsentieren. Auf der Messe automatica in München gab es kürzlich beeindruckende Beispiele.
Erstens: Wie lästig sind Unterbrechungen, wenn der Ball immer wieder das Spielfeld verlässt. Hier hilft eine Spielfläche, die sich rechtzeitig neigt, wenn der Ball ins Aus zu gehen droht (siehe Foto unten links). Eigentlich perfekt, nur müssen die Spieler dann noch an ihrer Standfestigkeit arbeiten.
Wer wird Weltmeister?
Oder: Wie weltmeistertauglich ist Deutschland?
Eine Frage, die sich in diesen Tagen nicht nur Fußball-Interessierte stellen. Aus Sicht der Messewirtschaft gibt es darauf eine klare Antwort: Das Messeland Deutschland ist weltweit führend. Zwei Drittel aller Weltleitmessen finden in Deutschland statt, bei einem Höchstmaß an Internationalität. 2017 zählte der Messeplatz Deutschland beispielsweise Besucher aus mehr Ländern (243) als der Weltfußballverband FIFA Mitglieder hat (211).