Olympastadion München © Wacker Art

Vor 40 Jahren: WM-Sieg unterm EXPO-Dach

Was haben Fußball bzw. eine Fußball-WM und eine EXPO gemeinsam? Eine Menge, denkt man allein an die Grundidee beider Großevents: der (meist) friedliche Wettbewerb von Nationen, die Aussendung der Besten eines Landes in die internationale Arena, sei es die Nationalelf oder innovative Ideen aus Wissenschaft und Technik. Aber es gibt viel profanere Gemeinsamkeiten, kommen doch beide Weltereignisse auf ganz ähnliche Weise zustande: Eine Weltorganisation lobt die Austragung aus (FIFA hier,  BIE – Bureau International des Expositions dort), der Bewerbung folgt der Zuschlag, der in der Region viel Hoffnung auf Belebung und Wirtschaftswachstum entstehen lässt, sei es durch den Besucherzustrom, die mediale Aufmerksamkeit oder schlicht durch die markanten Bauwerke der Pavillons und Stadien.

So ist es auch kein Zufall, dass die Sportstätten für die Olympiade 1972 in München aussehen wie der Deutsche Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal, denn die von Frei Otto mit Rolf Gutbrod in Montreal gebaute Zeltkonstruktion war ein experimenteller Vorläufer des Münchner Olympiastadions. Speziell diese beiden Großereignisse waren außerdem hochpolitisch, waren beeinflusst vom Kalten Krieg und dem Nahostkonflikt – siehe Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft im September 1972. Eigentlich wollte sich die Bundesrepublik mit der Olympiade 1972 deutlich von der Olympiade 1936 in Berlin distanzieren, auch in der Form. So wurde mit der Zeltdachkonstruktion ganz bewusst eine Architektur gewählt, die filigran, transparent und leicht war. Auch das Motto der EXPO ´67 war ein betont friedliches: „Man and his World – Terre des Hommes“. „Als Symbol der Hoffnung auf eine friedvolle Verbrüderung der Menschen entwarf Julien Hebert das offizielle Signet der ersten, auf kanadischem Boden veranstalteten Weltausstellung, das aus einem Ring abstrahierter Paare besteht, die sich mit ausgestreckten Armen einander zuwenden“, schreibt Thomas Schriefers in „Weltausstellungsarchitektur. Geträumt, geplant, gebaut – abgerissen“.

1967 in Montreal nahm aus dem damaligen Ostblock neben der Sowjetunion, Jugoslawien und der Tschechoslowakei auch erstmals Kuba an einer EXPO teil, mit einem an „die Bilder von Mondrian“ erinnernden, modernen und plakativen Container-Bauwerk. Israel präsentierte sich mit einem festungsartigen Pavillon, die damalige Sowjetunion mit einem riesigen, transparenten Glasbau, dessen Dach sich zum Himmel aufschwang, die USA schließlich mit einem Wir-sind-der-Nabel-der-Welt anmutenden Kuppelbau. Und die Bundesrepublik eben mit einem Pavillon, dessen Dach Vorbild wurde für das Stadion, in dem Deutschland 1974 die Fußballweltmeisterschaft gewann, also vor genau 40 Jahren.

Mehr zur Symbolik von EXPO-Pavillons erfahren Sie in dem Buch „Weltausstellungsarchitektur. Geträumt, geplant, gebaut – abgerissen“ von Thomas Schriefers.

Deutscher Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal, © Thomas Schriefers

Deutscher Pavillon auf der EXPO 1967 in Montreal, © Thomas Schriefers

 

Foto: Olympastadion München © Wacker Art

 

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