Mein Wunsch: Nur noch Messestände, die mindestens fünf Jahre lang genutzt werden

Abfallvermeidung mitdenken – das ist die Aufgabe von Veranstaltern und Ausstellenden von Anfang an, weiß Professor Dr. Markus Große Ophoff. Im Gespräch mit AUMA-Sprecher Steffen Schulze beim WebTalk #NachhaltigeMesse berichtete der Umwelt-Experte auch von eigenen Messeauftritten und guten Erfahrungen mit Investitionen in nachhaltige Materialien. Langfristiges Denken beim Thema Messe sei der Schlüssel.

Lieber Herr Große Ophoff, sehen Sie als Branchenbeobachter Fortschritte beim Vermeiden von Abfall in der Messewirtschaft?

Markus Große Ophoff: Es gibt zunehmend Aussteller und Anbieter auf dem Markt, die sich mit der Reduktion von Abfällen im Zusammenhang mit Messen auseinandersetzen. Ein abfallarmer Messestand ist daher heute gut möglich. Trotzdem gehören große Abfallmengen, insbesondere durch Einwegböden und Messebaumaterialien leider immer noch zum Standard.

Wer ist auf Messen vor allem in der Pflicht, den Abfall zu vermeiden? Die ausstellenden Unternehmen, Veranstalter oder die Besucherinnen und Besucher?

Markus Große Ophoff: In der Pflicht sind insbesondere die Veranstalter und die Ausstellenden. Diese sind für die größten Abfallmengen verantwortlich. Die Besucherinnen und Besucher bringen in der Regel kaum Abfall mit. Sie können nur so nachhaltig handeln, wie es die Organisation der Messe vorgibt. Abfallvermeidung funktioniert nur, wenn es gleich von Anfang an mitgedacht wurde.

An welcher Stelle ist es wohl besonders hart oder anstrengend, Abfallmengen zu reduzieren? Wo wäre es hingegen besonders leicht?

Markus Große Ophoff: Eigentlich ist es fast überall leicht, wenn man einen abfall- und ressourcenarmen Messestand von Anfang an plant. Dann gibt es zahlreiche Lösungen, die annähernd ohne Abfall auskommen. Kompliziert wird es nur, wenn man nicht bereit ist, die bestehenden Planungen und Prozesse neu zu denken.

Wo sind – auch in anderen Branchen – die Leuchttürme beim Thema Abfall-Management,
-Reduktion, -Vermeidung? Wo sollte man sich inspirieren lassen?

Markus Große Ophoff: Viele gute Beispiele werden gerade in der Förderinitiative DBUcirconomy umgesetzt. Hier kann man beispielsweise nachlesen, wie ein Konzept zur Kreislaufführung für Heizungspumpen umgesetzt wird, um die darin enthaltenen wertvollen Rohstoffe wieder zu verwenden oder wie ein Startup einen Marktplatz für gebrauchte Kunststoffe aufbaut. Die Beispiele zeigen, Kreislaufführung ist viel mehr als nur eine technische Lösung.

Sie haben einen Nachhaltigkeitswunsch frei. Welcher wäre das?

Markus Große Ophoff: Dass es nur noch Messestände gibt, die mindestens fünf Jahre lang genutzt werden und die trotzdem kreativ und vielfältig zu gestalten sind. Gleichzeitig sollten dafür die Ausschreibungen und Partnerschaften für die Messestände auch immer über mindestens fünf Jahre laufen. Nachhaltigkeit definiert sich über Zeitskala: Handle so, dass die Handlungsspielräume künftiger Generationen nicht beeinträchtigt werden. Wir brauchen also deutlich mehr langfristiges Denken, um Nachhaltigkeit umzusetzen.

 

Zur Person: Professor Dr. Markus Große Ophoff leitet das Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Seit 2003 lehrt er Veranstaltungsmanagement und Nachhaltigkeitskommunikation an der Hochschule Osnabrück. Er ist studierter Chemiker. Vor seiner Tätigkeit bei der DBU war er beim Umweltbundesamt tätig und hatte dort mit Messebeteiligungen zu tun. Unter anderem ist er Herausgeber eines Handbuchs für Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement, in dem auch AUMA-Expertin Barbara Lüder ein Kapitel zur Nachhaltigkeit in der Messewirtschaft verfasst hat.

Zum Webtalk #NachhaltigeMesse: Die Messewirtschaft in Deutschland ist unterwegs zur Klimaneutralität. In lockerer Folge spricht Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, mit den Spitzenläuferinnen und -läufern der Messebranche über ihren durchaus anstrengenden Weg zum großen Ziel Klimaneutralität. Mit der Gesprächsreihe zu den Meilensteinen und Einzeldisziplinen des langen Laufs begleitet der AUMA den Weg der Messebranche mit Gesprächen über Hindernisse, Herausforderungen und Erfolge.

Foto: Deutsche Bundesstiftung Umwelt / Grafik AUMA

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