Welche Erfahrungen mittelständische Unternehmen mit dem Auslandsmesseprogramm des Bundes gemacht haben, war Thema von Gesprächen mit Unternehmern. Die Interviews mit Geschäftsführern und Kommunikationsverantwortlichen veröffentlichen wir in einer Reihe hier im AUMA Blog.
Interview mit Andreas Becker, Geschäftsführer EPHY-MESS GmbH, Wiesbaden
43 % Exportanteil, alle Achtung.
Wozu dann Auslandsmessen?
Becker: Auslandsmessen sind allein deshalb so wichtig, weil wir mit dem deutschen Markt allein nicht existieren könnten. Wir sind auf das Exportgeschäft angewiesen. Darum sind wir seit 1989 auf gemeinschaftlichen Messe-beteiligungen unterwegs. Wir konnten unseren Exportanteil schon von 5 auf 43 % steigern, der Businessplan sieht für die nächsten drei bis fünf Jahre eine weitere Steigerung bis auf 65 % vor. Um das zu schaffen, sind wir auf mehr Hilfe vom Bund angewiesen, da muss einfach mehr kommen.
Was wünschen Sie sich konkret?
Becker: Wir sind nur ein- bis zweimal pro Jahr auf Auslandsmessen präsent. Wenn es nach unserem Vertrieb ginge, wären wir bis zu fünfmal unterwegs. Aber: Dazu fehlen uns Mut zum Risiko und Kapazitäten. Sie müssen bedenken – wenn der Vertrieb unterwegs ist, bleibt die Arbeit hier eine Woche liegen. Als Vizepräsident im Verband der Bahnindustrie kann ich für viele Unternehmen sprechen und sagen: Der Messeetat des Bundes genügt nicht.
Es sollte also mehr Gemeinschaftsstände geben?
Becker: Die Politik schmückt sich mit dem Mittelstand. Auch mit uns: Wir stehen für innovative Sensorlösungen, hohe Ingenieurskunst, exzellente Qualität, all das ist EPHY-MESS. Wir stellen für fast jede thermische Anwendung den passenden Sensortyp her. Aber konkrete Unterstützung, da sitzen große Konzerne oft in der ersten Reihe. Wir Mittelständler haften mit Haus und Hof. Und wachsen dabei: Wir hatten 1986 zehn Mitarbeiter, jetzt sind es 180, wir wollen hier in Wiesbaden ein drittes Werk bauen, auf 222 Mitarbeiter aufstocken, den Umsatz verdoppeln. Wir bleiben hier, wir schaffen Arbeitsplätze, wir zahlen Steuern. Das sind Hebeleffekte, die man nicht aus dem Blick verlieren darf.
Und zum Erschließen neuer Märkte wollen Sie mehr Messen nutzen?
Becker: Ganz genau! Wenn man neue Märkte erobern will, muss man sie prüfen. Der Bund müsste durch eine höhere Unterstützungsquote je Aussteller mehr finanzielle Mittel etwa für Reisekosten freimachen helfen. Da wäre das Geld gut angelegt. Im wachsenden Afrika z. B. hat Deutschland schon viele Möglichkeiten verpasst, hier hat China die Märkte sehr klug besetzt. Und was die Produktionskosten angeht, sind sie uns sowieso voraus. Darum sage ich: Wir brauchen mehr Mut zur Eroberung neuer Märkte. Und um den aufbringen zu können, sind die German Pavilions auch in neuen Märkten gefragt.
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Weitere Informationen: www.auslandsmesseprogramm.de