Erste Erfahrungen mit der Messenger-App WeChat
Während in Europa die Social-Media-Kommunikation rund um Messen überwiegend über Facebook, Twitter und Co. läuft, ist in China die Messenger-App WeChat Branchenführer. Das Besondere an der Anwendung: Sie bietet ebenfalls Möglichkeiten zur Leaderfassung und Vernetzung mit dem Kunden. Gastautorin Spomenka Kolar-Zovko, Messetrainerin und Inhaberin der Akademie escolar, hat sich auf einer fünftägigen Seminarreihe im chinesischen Wuhan mit den Funktionen der App bekannt gemacht.
Während eines meiner Messetrainings zur Light+Building, sprach eine Teilnehmerin aus dem Bereich Export von ihrer Erfahrung mit China und über die App WeChat als eine Alternative zu Gesprächsnotizen auf Papier und zur hauseigenen App, mit der die Besucher erfasst werden. Eine interessante Nutzungsmöglichkeit, denn für uns Messeprofis ist es eine immer aktuelle Herausforderung, unsere Besucher optimal zu erfassen.
WeChat? Noch nie gehört!? In China ist die Messenger-App Marktführer, im Rest der Welt (noch) kein Thema. Während einer Reise für eine Seminarreihe in Wuhan in der Provinz Hubei, konnte ich mich dann selbst von dem Stellenwert dieser App in China überzeugen.
Die App WeChat ist in China so beliebt wie keine Zweite. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind in China bekanntlich WhatsApp, Facebook, Twitter und Co. verboten, zum anderen bietet die Anwendung WeChat auch sehr viele interessante Features. Westliche Messenger beschränken sich darauf, Texte, Fotos und Videos zu verschicken und vielleicht Sprach- und Videotelefonate anzubieten. Anders WeChat. Die Liste der Nutzungsmöglichkeiten ist lang: einkaufen, spielen, Reisen buchen, ein Taxi bestellen oder Arzttermine vereinbaren. Eine Echtzeit-Standortfreigabe ist genauso vorhanden, wie eine Sprachunterstützung von 20 gängigen Sprachen. Ebenso gibt es verschiedene günstige Telefonoptionen innerhalb und außerhalb der App. Funktionen, für die westliche Nutzer Spezial-Apps brauchen, sind in diese Allzweck-App schon eingebaut. Wer den Dienst installiert, kann auf andere Apps verzichten.
Auch bezahlen funktioniert bequem – zum Beispiel im Supermarkt: scannen, Betrag eingeben, fertig. 600 Millionen Kunden bezahlen bereits mit WeChat. In eingen Geschäften konnte ich mit Bargeld oder Kreditkarte bereits gar nicht mehr bezahlen.
Speziell im Businessbereich werden Visitenkarten nicht mehr „händisch“ übergeben, sondern man tauscht die Daten per WeChat. Auf diese Weise wird nicht nur schlicht ein Datensatz generiert, sondern man ist mit dem Kunden zugleich in einem sozialen Netzwerk verbunden. Statt sich den Kopf zu zerbrechen, wie ich einem chinesischen Geschäftspartner sinnvoll die Visitenkarte überreiche, gibt es hier eine Technik, die einfach zu handeln ist und gerne genutzt wird. Auch in Deutschland sollten ernsthaft interessierte Aussteller sich diese App einmal anschauen und ausprobieren, welche Möglichkeiten sich damit erschließen lassen. Aktuelle Techniken der Leaderfassung sind weiterhin oft nicht ausgereift und Aussteller wie auch Standmitarbeiter sind immer auf der Suche nach besseren und ergänzenden Lösungen.
Knackpunkt dabei ist natürlich das Thema Datensicherheit. Die App besitzt zwar als einziger Messenger eine TRUSTe-Zertifizierung und bietet somit eine gute Privatsphären-Einstellung. Allerdings ist dies natürlich mit Vorsicht zu genießen, denn die Daten werden in China gespeichert. Eine ähnlich undurchsichtige Bank wie der Dienst WhatsApp, bei dem die Verwendung der in den USA gespeichert Daten auch nicht unter Kontrolle bleibt. Der Beliebtheit tut dies aber ja bekanntlich keinen Abbruch.
Über die Gastautorin
Spomenka Kolar-Zovko ist Messetrainerin und Inhaberin der Akademie escolar in Darmstadt, einem spezialisierten Bildungsanbieter und Marketingberater in der Messe- und Eventbranche. Nach langjähriger Tätigkeit im Vertrieb, ist Spomenka Kolar-Zovko seit 1997 selbstständig als Trainerin tätig. Heute schult und trainiert sie jährlich mehrere tausend Teilnehmer.
Fotos: Akademie escolar