Der Branchenverband textil+mode ist langjähriges AUMA-Mitglied und sehr aktiv auf Messen. Bei einem der wenigen persönlichen Treffen, die in der Zeit der Corona-Beschränkungen möglich waren, erfuhr AUMA-Sprecher Steffen Schulze beim Kaffee in der Berliner Geschäftsstelle des Textilverbandes vom eigenen, nachhaltigen Messestand. Dieser wurde in der Zeit der Messeverbote entwickelt und wartete nur darauf, zum Einsatz zu kommen. Wie es nach dem Neustart der Messen darum steht, fragt Steffen Schulze jetzt Ulrike Markert, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Auslandsmessen.
Liebe Ulrike, Dein Verband textil+mode ist sehr messeaffin, wie man jeden MesseMontag sehen kann. Ganz kurz: Welche Messen sind für Euch besonders relevant?
Ulrike Markert: Für uns sind vor allem die Techtextil und die Heimtextil in Frankfurt wichtige Messen, auf diesen Messen stellen wir auch als Verband selbst aus. Für unsere Mitglieder konzentrieren wir uns auf Veranstaltungen im Bereich Mode, Textilien fürs Wohnen oder Textilien für technische Anwendungen. Denn Textil ist ja mehr als nur unsere Bekleidung. Textile Materialien finden sich überall in unserem Alltag, in Zügen, Flugzeugen und Autos, in Fassaden für Fußballstadien oder als Verbundstoffe in Windrädern. Mit unserem #MesseMontag wollen wir vor allem auf unser Auslandsmesseprogramm hinweisen. Hier bietet sich für die Hersteller von Bekleidung und Textilien eine sehr gute Möglichkeit, ihre Produkte auf Messen auf schwierigen Exportmärkten zu präsentieren oder in neue Absatzmärkte einzusteigen. Und das in einem deutschen Länderpavillon mit guter Platzierung und tollem Serviceangebot gefördert durch den Bund. Gerade Textilien brauchen den Live-Auftritt, den haptischen Eindruck kann man online einfach noch nicht übermitteln.
Ihr seid neuerdings mit einem nachhaltigen Messeauftritt unterwegs. Wie kam es dazu?
Ulrike Markert: Mit unserem Messestand wollen wir zeigen, wie innovativ Textil aus Deutschland ist, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht. Da lag es nahe, möglichst viele Elemente des Standes danach auszurichten, z. B. durch die verwendeten Materialien. Unser Teppichboden von Object Carpet etwa ist aus recyceltem ECONYL® Garn gefertigt und daher extrem strapazierfähig, ressourcenschonend und umweltfreundlich. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2024 nur noch zirkuläre Produkte auf den Markt zu bringen. Teppichböden und -fliesen sind dann so konstruiert, dass sie nur saubere und zirkuläre Materialien und wiederverwertbare Stoffe ohne giftige chemische Verbindungen enthalten. Oder unser Turm aus Bändern der Firma Güth+Wolff. Die Bänder in den Logofarben unseres Verbandes sind aus rPET-Garn, das aus Polymeren gesponnen wird, welche von recycelten PET-Flaschen stammen. Mit unseren ausgestellten Exponate zeigen wir Neues aus der Textilforschung: Etwa wie Textil als Goldgräber eingesetzt werden oder mit Hanf nachhaltig gebaut werden kann. Wir zeigen auch textilen Waldschutz in Form von biologisch abbaubaren Baumhüllen oder wie man aus CO2 Socken machen kann. Und da wir eine sehr starke Textilforschung in Deutschland haben, werden uns innovative Exponate so schnell nicht ausgehen.
Was genau kann man sich unter Eurem nachhaltigen Messestand vorstellen?
Ulrike Markert: Wir setzen hier vor allem auf Nachhaltigkeit durch Flexibilität und lange Nutzung. Unsere textilen Messestand-Wände sind flexibel im Aufbau, so dass unser Auftritt sowohl als Eckstand und als offener Reihenstand funktioniert und so über einen langen Zeitraum auf verschiedenen Messen zum Einsatz kommen kann. Unsere Grundkonstruktion aus Aluminium für die Textilbahnen ist bereits seit 2015 im Einsatz und platzsparend zusammenlegbar, was Transport und Einlagerung erleichtert. Für kurze Wege lagern unsere Materialien beim aufbauendem Messebauer in unmittelbarer Nähe von Frankfurt, wo wir hauptsächlich ausstellen. Ein Sitzmöbel, Besprechungstisch und unser freistehendes Objekt haben wir aus wiederverwendetem Holz bauen lassen, um auf keine neuen Rohstoffe zurückgreifen zu müssen. Die restlichen Möbel stammen aus dem Fundus des Messebauers und werden auch für andere Gelegenheiten genutzt.
Wo kann man Euch mit Eurem Stand als nächstes treffen?
Ulrike Markert: Gerade waren wir in Frankfurt auf der Heimtextil-Messe, die ja mit ihrem frühen Termin im Januar immer den Auftakt des Messereigens bildet. Als nächstes werden wir wieder auf der internationalen Messe für technischen Textilien, der Techtextil, in Frankfurt ausstellen. Hier hatte unser neuer Messestand letztes Jahr auch Premiere. Und dann sind wir als MesseMenschen natürlich als Besucher auf weiteren Veranstaltungen unterwegs.
Hast Du Tipps für Aussteller, die sich ebenfalls mit einem nachhaltigem Messeauftritt befassen wollen?
Ulrike Markert: Wir achten darauf, wo immer möglich, Müll zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Das fängt im Kleinen an, bei Mehrweggeschirr statt Einweg, geht über wiederverwendbare Verpackungen für die Standbaumaterialien bis hin zur Nutzung von Ökostrom, wenn ihn Messeveranstalter anbieten. LED-Standbeleuchtung oder Mietmöbel sind weitere Möglichkeiten für einen nachhaltigen Auftritt.
Wir verzichten beispielsweise weitestgehend auf Broschüren zum Mitnehmen und verweisen mittels QR-Codes auf die online zur Verfügung stehenden Publikationen. Auch bei uns zeigt sich beim Thema Nachhaltigkeit, dass das Wichtigste ist, ganz konkret damit anzufangen. Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden kann. In diesem Sinne hat auch unsere Reise erst begonnen.
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Fotos: textil+mode