Grüner und sparsamer: Die Leipziger Messe pflanzt Gehölze und reduziert Wasserverbrauch

Die Messewirtschaft hat sich auf dem Weg in die Klimaneutralität auch Ziele zum Umgang mit Wasser gesetzt. Wasser soll auf Messen so sparsam wie möglich eingesetzt werden, Geländebetreiber wollen moderne wassersparende Technik einsetzen. Die Begrünung von Messegebäuden zur Speicherung von Regenwasser und zur Verbesserung der Luftqualität wird weiter ausgebaut. Was heißt das konkret für die Leipziger Messe? Das wollte AUMA-Sprecher Steffen Schulze von Dr. Andreas Knaut wissen. Er ist Bereichsleiter Kommunikation und Marketing.

Lieber Andreas, das Leipziger Messegelände ist ziemlich grün. Wie kommt das?

Dr. Andreas Knaut: Nachhaltigkeit besitzt in der über 855-jährigen Geschichte der Leipziger Messen eine gewisse Tradition. Schon vor 300 Jahren erschien das erste Werk zum Thema, die Schrift „Sylvicultura Oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht“ des sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz anlässlich der Leipziger Ostermesse 1713.

Seit ihrer Gründung geht es der Leipziger Messe darum, ihre Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette im Einklang mit der ökologischen und sozialen Umgebung zu gestalten. Eingriffe in die Natur sollten stets minimiert bleiben. Die Architektur des 1996 neu eröffneten Messegeländes berücksichtigte daher Messe und Landschaft in gleichberechtigter Form, Grünflächen und Gehölze wurden in die Bauplanung integriert und die Messehallen in eine Parklandschaft mit dem Messe-See und mehr als 25.000 Bäumen eingebettet. Auf den Messehallen unterstützt weiße Dachfolie eine effiziente Klimatisierung. Die Dächer von Congress Center Leipzig und Verwaltungsgebäude sind zudem begrünt – immerhin eine Fläche von rund 18.000 Quadratmetern. Dort tummeln sich auch seltene Tier- und Pflanzenarten wie etwa die Libelle Grüne Flussjungfer. Auf unserer Wildblumenwiese leben fünf Bienenvölker, deren Honig wirklich lecker schmeckt.

Auch beim Wasser sparen geht Ihr voran. Wie genau?

Dr. Andreas Knaut: Der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser spielt eine wesentliche Rolle. Wir verfügen über ein effizientes Wassersparkonzept, das ständig überprüft und weiterentwickelt wird. Ein Beispiel ist Regulierung des Wasserdurchfluss‘ in Sanitäranlagen: Die Menge an Wasser in Wasserhähnen ist auf minimale Standzeiten in den Wasserleitungen eingestellt. Toilettenspülungen sind auf die baulich notwendige minimale Durchflussmenge optimiert. Dort integrieren wir gerade eine neue Zählerstruktur für noch mehr Effizienz. Wir nutzen Brunnen zur Befüllung der Wasserbecken. Das Regenwasser wird vom Abwasser getrennt gesammelt. Anschließend wird es in das Leipziger Wassernetz zurückgeführt. Wir achten darauf, dass wir den Umfang der versiegelten Flächen auf dem Messegelände minimieren, um die Versickerung des Regenwassers zu gewährleisten.

Ihr habt euch organisatorisch neu aufgestellt, um die Herausforderung Klimaneutralität zu organisieren. Kannst Du uns davon berichten?

Dr. Andreas Knaut: Es ist schon bisher viel geschehen. Als erste große deutsche Messegesellschaft haben wir 2009 das Green Globe Siegel erhalten. Das Congress Center Leipzig unterzeichnete 2021 den Nachhaltigkeitskodex fairpflichtet. Unsere Tochter fairgourmet erhielt 2017 den Meeting Experts Green Award, die Fairnet erhielt 2021 erneut die Zertifizierung als Sustainable Company.

Nunmehr geht es darum, diesen Weg weiter zu gehen, mit Wegmarken zu versehen und nachweisbar auszugestalten. Aus diesem Grund haben wir die organisatorische Struktur für ein Nachhaltigkeitsmanagement neu entwickelt und konzentriert. In den kommenden Jahren werden wir einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen und so noch mehr Transparenz für unsere Aktivitäten schaffen – auch als deutliches Signal an unsere Kunden und Besucher. Dazu gehört auch unsere Verpflichtung, bis spätestens 2040 CO2-neutral zu wirtschaften, im Einklang mit den Umweltzielen der Stadt Leipzig, des AUMA und dem Net Zero Carbon Events Pledge für nachhaltiges Wirtschaften der internationalen Messe-Organisationen. Ein erster Schritt: Seit 2023 bezieht die Leipziger Messe zu 100 Prozent Ökostrom inklusive Ökostrom-Siegel und -Zertifikat.

Wobei wünscht Du Dir Unterstützung für Euer ehrgeiziges Vorhaben – und von wem?

Dr. Andreas Knaut: In Sachen Nachhaltigkeit arbeitet niemand allein. Wir hoffen natürlich auf die Unterstützung und Mitwirkung unserer Aussteller und Partner. Und wir setzen auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wobei hier keine Sorge besteht. Uns erreichen eine Vielzahl von Vorschlägen und Anregungen sowie Anfragen zur konkreten Mitwirkung.


Zur Person: Dr. Andreas Knaut
ist seit Februar 2020 Bereichsleiter Kommunikation und Marketing der Leipziger Messe. Zuvor war er unter anderem Director CSR Danone Central Europe und hat in dieser Funktion einen Bioplastik-Becher für den Joghurt Activia eingeführt. Andreas Knaut hat als Dozent Verantwortlichkeit von Unternehmen in der Öffentlichkeit gelehrt sowie Ethik und Wirtschaft. Er ist mittlerweile auch zuständig für die Nachhaltigkeitsorganisation der Leipziger Messe.

Zum Webtalk #NachhaltigeMesse: Die Messewirtschaft in Deutschland ist unterwegs zur Klimaneutralität. In lockerer Folge spricht Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, mit den Spitzenläuferinnen und -läufern der Messebranche über ihren durchaus anstrengenden Weg zum großen Ziel Klimaneutralität. Mit der Gesprächsreihe zu den Meilensteinen und Einzeldisziplinen des langen Laufs begleitet der AUMA den Weg der Messebranche mit Gesprächen über Hindernisse, Herausforderungen und Erfolge.

Foto: Leipziger Messe / Montage AUMA

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