Doris Wagner: Nachhaltigkeit hat bei der Messe München höchste Priorität

Die Messe München geht das Thema Nachhaltigkeit strategisch und ambitioniert an. Hauptziel ist die Klimaneutralität bis 2030. Die deutsche Messewirtschaft bekennt sich auch gemeinsam zum Ziel Klimaneutralität und hat Meilensteine und Zielmarken festgelegt. Im Gespräch mit Doris Wagner, Director Public Policy & ESG Messe München, fragt Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, nach dem eigenen Weg des Unternehmens.

Klimaneutralität bis 2030 – zehn Jahre vor dem Ziel der deutschen Messewirtschaft, die bis 2040 klimaneutral sein will, 15 Jahre vor dem nationalen Ziel. Wie wollt Ihr das schaffen?

Doris Wagner: Nachhaltiges Wirtschaften und Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz sind für die Messe München strategische Themen, die 2020 durch eine Nachhaltigkeitsstrategie manifestiert wurde und sich an den Sustainable Development Goals SDG der Vereinten Nationen orientiert. Auf dieser Basis wurde der Green Footprint als zentrale Säule in der Unternehmensstrategie verankert. Hauptziel ist das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2030. Mit einem Maßnahmenkatalog legt die Messe München fest, wie sie baulich und logistisch ihrem nachhaltigen Anspruch gerecht werden kann. Neben der Photovoltaikanlage werden die Hallen C5 und C6 komplett über Fernwärme versorgt, die aus Geothermie gespeist wird. Freiflächen, unter anderem sogar einige unserer Hallendächer, haben wir als naturbelassene Ökofläche angelegt. Durch ein ausgeklügeltes System zur Regenwasserversickerung entlasten wir die Kanalisation. Unsere Messe-Seen werden mit Regenwasser von den Dachflächen, das wir eigens in Speichern sammeln, gespeist – um nur einige wenige Maßnahmen auf dem Gelände zu nennen. Eins steht fest: Messen sind Teil der Lösung auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft und als Plattform und Treiber von Innovationen gilt es gemeinsam mit zukunftsorientierten Ausstellern und Besuchern, die auf der Suche nach enkeltauglichen Lösungen sind, den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu gehen.

Was sind Hürden auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Doris Wagner: Der Klimawandel ist grundsätzlich DIE Herausforderung unserer Zeit. Dabei stehen die Themen Abfallentsorgung und Energie im Zusammenhang mit Einsparungen und alternativen Energien ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Aber ganz aktuell setzen wir den Prozess für den CSRD*-Report auf, den Nachhaltigkeitsbericht im Jahresabschluss, welcher ab 2026 jährlich verpflichtend ist. Das ist ein komplexes Unterfangen und wir gehen mindestens von zwei Jahren aus, bis dieser Prozess prüfsicher steht.

*Die im November 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ändert den Umfang und die Art der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen tiefgreifend.

Wobei wünscht Du Dir Unterstützung für Euer ehrgeiziges Vorhaben – und von wem?

Am wichtigsten für den Erfolg der Messe München sind die Mitarbeitenden. Und ich spüre bei den Kolleginnen und Kollegen unglaublich viel persönliches Interesse am Thema Nachhaltigkeit und den Wunsch, sich zu engagieren. Aber auch die Aussteller, Partner und Besucher sind wichtige Stakeholder, die uns auf der Reise des nachhaltigen Handelns sowie auf den Weg in die CO2-Neutralität begleiten.

Bei welchen Nachhaltigkeitsthemen können andere von Euch lernen? Wo geht Ihr voran?

Doris Wagner: Das Thema Nachhaltigkeit begleitet die Messe schon seit vielen Jahren und damit nehmen wir als Messe München unsere Verantwortung als gesellschaftlicher Akteur wahr. Schon beim Bau der Messehallen in Riem vor 25 Jahren haben wir die seinerzeit weltweit größte Photovoltaik-Dachanlage errichtet. Darüber hinaus haben wir schon früh dafür gesorgt, dass einige Hallendächer und Hallenaußenwände begrünt sind. Zudem werden wir mit Fernwärme versorgt, die aus Geothermie gespeist wird und beziehen Öko-Strom. Mit mehr als 80 Ladestationen auf dem Gelände fördern wir die Elektromobilität, wir reduzieren fortlaufend unsere Energieverbräuche und stellen Zug um Zug die Beleuchtung im Messegelände komplett auf LED-Beleuchtung um.

Seit Jahresmitte 2022 stellt Ihr Euch auch organisatorisch neu auf, um die Herausforderung Klimaneutralität für euch zu organisieren. Kannst Du uns davon berichten?

Doris Wagner: Uns war bewusst, dass wir nur in einem intakten Umfeld wirtschaftlich profitabel arbeiten können. Deshalb hat Nachhaltigkeit als zentrale strategische Grundrichtung Eingang in die Unternehmens-Strategie 2026 gefunden. Als oberstes Ziel haben wir uns vorgenommen, bis 2030 CO2-neutral zu sein. Kurz vor der Corona-Pandemie hatten wir begonnen, eine Nachhaltigkeitsstrategie anzustoßen und über 200 mögliche Maßnahmen in den Bereichen Energie, Wasser, Mobilität, Biodiversität identifiziert. Daran knüpfen wir mit der neuen Abteilung Public Policy & ESG jetzt an und bündeln hier sämtliche Nachhaltigkeitsthemen. Wir als Messe München nehmen unsere Verantwortung als gesellschaftlicher Akteur wahr und tragen den Anforderungen unserer Kunden Rechnung. Und nicht zuletzt wollen wir uns als Arbeitgeber in der Konkurrenz um die klügsten Köpfe positionieren. Die Gründung dieser Abteilung macht deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit bei der Messe München höchste Priorität hat und die volle Unterstützung der neuen Geschäftsführung!

 

Zur Person: Doris Wagner ist Nordlicht aus Bremen. Nach Stationen in London und Mailand ist sie nun in München heimisch. Ihre Leidenschaft für Politik hat sie auch als Abgeordnete in den Deutschen Bundestag gebracht. Jetzt ist sie bei der Messe München tätig, hat die Direktion geleitet und baut seit dem Sommer 2022 die neue Abteilung Public Policy & ESG auf.

Zum Webtalk #NachhaltigeMesse: Die Messewirtschaft in Deutschland ist unterwegs zur Klimaneutralität. In lockerer Folge spricht Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, mit den Spitzenläuferinnen und -läufern der Messebranche über ihren durchaus anstrengenden Weg zum großen Ziel Klimaneutralität. Mit der Gesprächsreihe zu den Meilensteinen und Einzeldisziplinen des langen Laufs begleitet der AUMA den Weg der Messebranche mit Gesprächen über Hindernisse, Herausforderungen und Erfolge.

Foto: Messe München / Montage AUMA

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