Jede Veranstaltung steht im Fokus, Nachhaltigkeit glaubwürdig und messbar anzubieten

Messe heißt immer auch Standbau. Vergangene AUMA-Webtalks zum Thema #NachhaltigeMesse drehten sich um die Themen An- und Abreise, Begrünung und Wasser sparen, das große Ziel Klimaneutralität und das sehr konkrete Ziel 100 Prozent Ökostrom. Im Gespräch mit Jörg Zeißig, im Vorstand der fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft und CEO des Dienstleisters Holtmann+, fragt Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, nach Nachhaltigkeit bei Messeständen.

Lieber Jörg, meist bin ich gezielt auf Gesprächspartner für den WebTalk zugegangen, doch beim Thema Standbau meldeten sich Interessenten gezielt bei mir. Liegt im Thema Standbau eine besondere Würze?

Jörg Zeißig: Die Würze liegt in der Tat darin, dass Standbau sehr viele Gewerke zusammenführt. Damit wird das sicherlich komplexeste Element betrachtet, wie wir nicht nur klimaneutral, sondern Net-Zero werden können. Sprich, nicht nur messen und kompensieren, sondern gemeinsam mit Kunden über transparente Tools und Kommunikation eine Roadmap entstehen lassen, die den Fußabdruck signifikant reduziert und vor allem über längere Betrachtungszeiträume begleitet wird.

Du hast an der Branchenposition zur Nachhaltigkeit in der Messewirtschaft mitgearbeitet. Wie weit gediehen ist das dort erwähnte Anreizsystem für nachhaltige Messestände? Was steckt bislang im Portfolio für nachhaltige Messestände?

Jörg Zeißig: Ein Anreizsystem, welches ein flächendeckendes Angebot schafft, kann nur gemeinsam und synchron entstehen. Vorstellbar wäre, dass über gemeinsame und gleichlautende Bemühungen der Verbände ein Incentive-System anhand eines einheitlichen Kriterienkataloges entsteht, so dass für Messebeteiligungen Förderungen möglich werden. Das wäre dann ähnlich dem Prinzip Messeunterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien. Darüber hinaus kann die Unterstützung auch auf Themen wie Unternehmenszertifizierungen ausgeweitet werden, um den KMU gezielt zu helfen, diese Prozesse zu unterstützen.

Die Branchenposition beschreibt, dass Unternehmen nachhaltige Messestände als Visitenkarte sehen. Welche Wirtschaftszweige treiben das Thema besonders? 

Jörg Zeißig: Der Trend setzt sich flächendeckend durch. Jede Veranstaltung steht im Fokus, Nachhaltigkeit glaubwürdig und messbar anzubieten. Besonders aktiv sind hierbei sicherlich die Branchen, die augenscheinlich als Emittenten gelten. Wir versuchen allerdings, alle Veranstaltungsformate, egal in welcher Branche, gleichermaßen bedienen zu können und eine Roadmap in Kollaboration mit allen Partnern der Wertschöpfungskette anzubieten, um allen Kunden einen Orientierungsleitfaden zu geben. Die Branchenposition, die im Übrigen an internationalen Standards abgeleitet ist, hilft dabei sehr.

Wo ist es besonders hart oder anstrengend beim Thema Standbau, das Branchenziel Nachhaltigkeit umzusetzen?

Jörg Zeißig: Hart ist insbesondere, dass die exakten Messungen, trotz vorhandener Tools, oft noch mit Schätzwerten arbeiten müssen, da Basiswerte für CO2-Berechnungen nicht erhoben sind. Dies wird zwar jeden Tag besser, jedoch kommen wir nicht ohne Schätzwerte aus. Die Kunst ist es, die Komplexität aus dem Spiel zu bekommen, um Tools flächendeckend zu nutzen und dennoch eine ausreichende Präzision im Sinne der Glaubwürdigkeit und Transparenz zu etablieren. Wir gehen davon aus, dass wir 2023 hierzu liefern können und ein einheitliches Verständnis in der Branche erlangen.

Sieben Jahre vorausgeschaut: Wie wird 2030 der bestmögliche nachhaltige Messestand aussehen?

Jörg Zeißig: Am besten schön… Ich gehe davon aus, dass wir 2030 keinen Unterschied mehr machen zwischen nachhaltig und weniger nachhaltig. 2030 haben wir einen gesunden und attraktiven Mix aus systembasierten oder individuell gefertigten Modulen oder Sets für verschiedene Formate der Live-Kommunikation. Jeder misst bis dahin seinen Fußabdruck, da die Tools Standard sind und jeder berichtet über die Roadmap, einzelne Kunden sowie Messeplätze und Veranstalter, da die Daten bis dahin eine transparente und datenbasierte Erhebung erlauben.

 

Zur Person: Jörg Zeißig ist Vorstandsmitglied für Nachhaltigkeit, Kooperation und Business Development im internationalen Messeservice-Verband IFES und in der Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft Forward, kurz fwd:. Hauptberuflich treibt er seit 2019 den Wandel des Unternehmens Holtmann vom Messebauer hin zu einer Full Service Agentur voran. Zuvor war er mehr als ein Jahrzehnt bei der Leipziger Messe. Er engagiert sich für das Thema Nachhaltigkeit auch im Weltmesseverband UFI sowie im AUMA-Arbeitskreis Nachhaltigkeit.

Zum Webtalk #NachhaltigeMesse: Die Messewirtschaft in Deutschland ist unterwegs zur Klimaneutralität. In lockerer Folge spricht Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA, mit den Spitzenläuferinnen und -läufern der Messebranche über ihren durchaus anstrengenden Weg zum großen Ziel Klimaneutralität. Mit der Gesprächsreihe zu den Meilensteinen und Einzeldisziplinen des langen Laufs begleitet der AUMA den Weg der Messebranche mit Gesprächen über Hindernisse, Herausforderungen und Erfolge.

Foto: fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft / Montage AUMA

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